00:00:01:08 - 00:00:32:05 Lukas Sukal Willkommen zur Fit2LEAD-Podcastreihe, in der wir die Fähigkeiten, Strategien und Denkweisen erforschen, die die Führungskräfte von morgen prägen. Mein Name ist Lukas Sukal und ich bin Innovationsmanager bei myAbility. Heute widmen wir uns der zentralen Frage: Wie können wir Barrieren für Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz nachhaltig abbauen und Inklusion fördern? Diese Frage bewegt nicht nur Führungskräfte, sondern auch all jene, die ihren eigenen Weg in eine Führungsposition gehen möchten. 00:00:32:07 - 00:01:01:06 Lukas Sukal Mein heutiger Gast ist Gregor Demblin, erfolgreicher Unternehmer und Gründer von Initiativen wie Career Moves, myAbility und Tech2People. Mit seinen Projekten hat er bereits entscheidende Impulse für eine inklusive Arbeitswelt gesetzt. Heute gibt er uns fundierte Einblicke aus unterschiedlichen Perspektiven, von unternehmerischer Erfahrung bis hin zu innovativen Lösungsansätzen. Lieber Gregor, herzlichen Dank, dass Du Dir heute die Zeit genommen hast. 00:01:01:08 - 00:01:07:09 Lukas Sukal Erzähl uns doch etwas über Deinen Werdegang und wie Du zu deiner aktuellen Arbeit gekommen bist. 00:01:07:11 - 00:01:41:15 Gregor Demblin Ja, alles geht immer auf den einen Punkt zurück, wo ich meinen Unfall gehabt habe. Im Alter von 18 Jahren auf dramatische Weise bin ich ins Wasser gesprungen und konnte mich in der Sekunde nicht mehr bewegen und habe dann Tage später erfahren, eine Querschnittslähmung habe und meine Arbeit geht auf die Erfahrungen zurück, dass ich später dann gesehen habe, wie anders das Leben ist, vor allem, wie anders man wahrgenommen wird, wie anders die Wahrnehmung der Umgebung ist und wie man einfach ganz anders behandelt wird, wenn man plötzlich im Rollstuhl sitzt. 00:01:41:17 - 00:02:19:21 Gregor Demblin Und ich habe das als extrem unangenehme Erfahrung erlebt. Einfach, dass ich das Gefühl gehabt habe, ich werde nicht mehr so ernst genommen wie vorher. Alle sind verunsichert, alle wissen nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Wenn plötzlich ein Rollstuhlfahrer reinkommt. Und ich habe eine ganz, ganz tiefen Wunsch danach gespürt, hier was zu verändern. Und über diesen Weg, über die eigene Erfahrung bin ich dann immer tiefer in das Thema Behinderung reingekommen und habe vor allem gesehen, dass die eine Schiene ist, politisch etwas zu verändern, was viele natürlich auch schon machen. 00:02:19:21 - 00:02:48:13 Gregor Demblin Wo in den letzten Jahren und Jahrzehnten unglaublich wertvolle Arbeit geleistet worden ist. Und dann habe ich aber auf der anderen Seite auch die Wirtschaft gesehen, wo ich das Gefühl gehabt habe, da liegen noch ganz viele Chancen und Möglichkeiten brach und das war dann sozusagen mein Weg, da in die Wirtschaft reinzugehen. Die wirtschaftlichen Abläufe und die Funktionen auch der Wirtschaft besser zu verstehen, langsam zu verstehen, wie funktionieren Unternehmen, was ist wichtig in der Wirtschaft? 00:02:48:15 - 00:03:30:11 Gregor Demblin Und da habe ich ein riesiges Feld entdeckt, das einfach auch einen ganz wichtigen Beitrag zu Inklusion, zu Chancengleichheit bieten kann. Nämlich der ganze Bereich des Arbeitsmarkts, der ganze Bereich zahlender Kunden, also alle, alle Berührungspunkte, die die Wirtschaft zum Thema Behinderung hat. Und daraus ist dann schrittweise das entstanden, was heute myAbility ist. Einfach ein extrem kompetentes Team mit einem riesigen Netzwerk an Unternehmen, die alle verstanden haben, dass es für ihr eigenes wirtschaftliches Bestehen und für ihren wirtschaftlichen Erfolg vor allem extrem wichtig ist. 00:03:30:13 - 00:03:46:05 Gregor Demblin Auch die Zielgruppe Menschen mit Behinderung im Kopf zu haben und hier ganz besondere Akzente zu setzen, um gute Arbeitgeber zu sein. Um gute Produkte zu haben, die von allen Menschen genutzt werden können. 00:03:46:07 - 00:04:08:11 Lukas Sukal myAbility ist mittlerweile über zehn Jahre alt, gut etabliert im deutschsprachigen Raum und bietet unterschiedlichste Angebote und Dienstleistungen für Unternehmen, aber auch Menschen mit Behinderungen direkt an. myAbility geht jedoch aus deiner ersten Unternehmensgründung hervor, der Jobplattform Career Moves. Wie kam es zu dieser Idee? 00:04:08:13 - 00:04:37:15 Gregor Demblin Ja, das war vielleicht aus einer relativ eingeschränkten Sicht damals noch, dass ich gedacht habe, wenn man viele Menschen mit Behinderung in die Unternehmen hineinbringt, über eine Jobplattform, über den Arbeitsmarkt, dann lernen Kollegen und Kolleginnen, wie man normal miteinander umgeht, dann lernen sie zusammenzuarbeiten, und dann wird sich aus der Wirtschaft heraus automatisch die Gesellschaft verändern. Das war der Zugang. 00:04:37:17 - 00:05:14:17 Gregor Demblin Das war auch ein richtiger Zugang. Aber was ich dann im Laufe der nächsten Monate und Jahre gelernt habe, war, dass das Thema ja viel, viel größer ist, dass also nicht nur Recruiting an einem Berührungspunkt zwischen Wirtschaft und Menschen mit Behinderung ist, sondern dass ja vor allem ganz viele Menschen. Wenn man sich die Statistiken anschaut 15 bis 20 % auch der Belegschaften in den Unternehmen bereits eine Behinderung haben, also dass jedes Unternehmen, das ja nicht aktiv versucht, die herauszufiltern, dass automatisch jedes Unternehmen 15 bis 20 % Menschen mit Behinderung beschäftigt. 00:05:14:19 - 00:05:49:08 Gregor Demblin Und natürlich der ganze Bereich Kunden und und der ganze Customer-Bereich, Kunden mit Behinderung ja, auch durch diese Jobplattform überhaupt nicht abgedeckt wird. Und da sind wir dann eben mehr in die Breite gegangen und haben gesehen, das Thema Recruiting ist ein Berührungspunkt, den die Wirtschaft hat, aber wesentlich größere sind eben bestehende Belegschaften, älter werdende Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen, die eine höhere Chance haben, dann die eine oder andere Einschränkung zu haben mit dem Älterwerden und eben der ganze Kundenbereich. 00:05:49:10 - 00:06:20:15 Gregor Demblin Und daraus ist in dieser breite Beratungsansatz entstanden zu sagen, wir wollen die Unternehmen ganzheitlich sehen, wir wollen wirklich die Abläufe vom Topmanagement bis hin zur Unterstützung der Arbeitsplatzgestaltung, zur Unterstützung durch Hilfsmittel sagen, wie ich die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens abbilden können. Das ist das, was wir heute tun. Und dann kam der nächste Lernschritt, dass wir gesehen haben, Die Unternehmen starten einfach in sehr verschiedenen Punkten. 00:06:20:15 - 00:06:53:01 Gregor Demblin Manche starten da relativ bei null oder zumindest damals. Mittlerweile ist das Thema ja auch viel präsenter in Köpfen. Aber wie gesagt, manche starten da noch sehr am Anfang, andere haben schon verschiedenste Maßnahmen gesetzt und wir wollten einfach für jedes Unternehmen das passende Angebot haben. Und daraus sind dann die verschiedenen Bereiche von myAbility entstanden, die wir heute kennen und wo ich das Gefühl habe, dass da für jedes Unternehmen, das hier etwas tun will, wir das richtige Angebot maßschneidern können. 00:06:53:03 - 00:07:12:13 Lukas Sukal Jetzt sind diese Anforderungen für Unternehmen sehr unterschiedlich. Häufig ist es so, dass diese Angst haben, Menschen mit Behinderungen anzustellen, dass sie hohe Kosten zur Einhaltung der Barrierefreiheit fürchten, zum Beispiel im Bereich bauliche oder digitale Barrierefreiheit usw. Was sind denn aus deiner Sicht die größten Barrieren am Arbeitsplatz? 00:07:12:15 - 00:07:36:07 Gregor Demblin Eindeutig die größte Barriere ist die Barriere in den Köpfen, nämlich das eigentlich alle, die mit dem Thema sich noch nicht so lange gesetzt haben, sich das komplizierter vorstellen als es ist. Also das ist meine wahrscheinlich die wichtigste Erfahrung, die ich in diesen vielen Jahren gemacht habe, dass man bei Behinderung automatisch immer genau an den Bereich denkt, der nicht funktioniert. 00:07:36:09 - 00:07:59:09 Gregor Demblin Sie haben das ganz oft erlebt, dass ein Unternehmen wie die Caritas gesagt hat, wir würden sogar Menschen mit Behinderung beschäftigen, aber wie soll denn das funktionieren, dass ein Rollstuhlfahrer jemanden ins Bett rein und raus hebt, nicht wissend oder nicht bedenkend, dass das für 95 % der anderen Behinderungen, die nicht im Rollstuhl sitzen, unter Umständen kein Problem ist, einen Patienten ins Bett rein und raus zu heben. 00:07:59:11 - 00:08:23:04 Gregor Demblin Oder jemand will ein Callcenter besetzen und sagt Ich jetzt ein Mensch mit Behinderung? Aber wie soll ein Gehörloser das Telefon abheben? Nicht denkend, dass die anderen 90-95 %, die keine oder Probleme haben, vielleicht die perfekten Kandidaten und Kandidatinnen für ein Callcenter sind? Also man denkt bei Behinderung eben nicht an die Fälle, die eh funktionieren und machbar sind, sondern immer genau dorthin, wo die Probleme entstehen könnten. 00:08:23:06 - 00:08:50:11 Gregor Demblin Und ich glaube, das ist der ganz große erste ja Eintrittspunkt auch in die Unternehmen einmal klar zu machen Behinderung ist ein ganz, ganz breites Feld. Die Formen von Behinderung sind extrem unterschiedlich. Deswegen haben wir auch so hohe Zahlen eben klarzumachen. Das geht vom Rollstuhlfahrer bis zu chronischen Krankheiten. Das sind ganz viele Behinderungen, die nicht sichtbar sind und die unter Umständen auch im Berufsleben nie ein Thema sein werden. 00:08:50:13 - 00:09:23:03 Gregor Demblin Und das heißt, hier eine Öffnung für das Thema zu erreichen und den Unternehmen klarzumachen, zeigt einmal, dass ihr prinzipiell ein Interesse habt und die teuren Umbaumaßnahmen, dass man dann WCs umbauen muss oder so, Das ist dann immer der Klassiker, warum das alles nicht möglich wäre. Die kommen ja erst viel, viel später. Am Anfang ist ja mal der Schritt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, zu verstehen, dass man wahrscheinlich eh schon für sehr viele Behinderungsformen komplett barrierefrei ist und dass man sich eben nur auf das Thema einlassen muss. 00:09:23:03 - 00:09:51:04 Gregor Demblin Also diese Eintrittsbarriere in den Köpfen, die ist aus meiner Sicht die Allergrößte. Und das sehen wir auch an den Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, dass die dann nachher sagen wir tolle Erfahrungen gemacht. Das war gar nicht so kompliziert, wie wir gedacht haben. Also ich glaube, es ist wirklich das Allerwichtigste, dass Unternehmen den ersten Schritt machen und sich mal auf das Thema nur einlassen und alles weitere funktioniert dann Schritt für Schritt und ist meistens nicht so kompliziert, wie man sich das vorgestellt hat. 00:09:51:06 - 00:09:52:21 Gregor Demblin 00:09:52:23 - 00:10:06:13 Lukas Sukal Jetzt bist du ja selbst Unternehmensgründer und hast jahrelange Erfahrung Als Führungskraft. Hast du Empfehlungen, wie Unternehmen und vor allem deren Führungskräfte aktiv werden können, um inklusivere Arbeitsplätze zu schaffen. 00:10:06:15 - 00:10:35:06 Gregor Demblin Ja, ich glaube, das schließt genau dort an, einfach sich für das Thema zu öffnen. Einfach auch sich zu trauen, Themen anzusprechen, also normal damit umzugehen, so man mit anderen Themen umgeht und ja nicht versuchen, ein großes Tabu aus unterschiedlichen Themen zu machen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Behinderung sind genau die Experten für ihre Lebenssituation, die am besten entscheiden können Was kann ich, was kann ich gut? 00:10:35:06 - 00:10:56:23 Gregor Demblin Was brauche ich, damit ich etwas gut kann? Also ein Fehler, der häufig gemacht wird, ist, dass man versucht, für jemanden den Arbeitsplatz so perfekt zu gestalten, wie das irgendwie geht, ohne dass man selbst die Situation kennt, weil man einfach nie in der Situation war. Das ist ja der Ansatz, den wir mit Experten in eigener Sache in allen möglichen Schulungen auch versuchen ... 00:10:57:00 - 00:11:29:08 Gregor Demblin Klar zu stellen. Es sind die Betroffenen, die ihre eigene Lebenssituation am besten kennen und die sehr klar ausdrücken können. Was kann ich, was kann ich nicht, was brauche ich, was brauche ich nicht? Und diese Gespräche zu führen ist, glaube ich, für Führungskräfte der wichtigste Punkt, weil ab dem Zeitpunkt ja dann alles auf Augenhöhe und ganz normal läuft. Und das heißt diese, diese falsche Scheu dafür dann die falsche Scheu davor, das Thema Behinderung anzusprechen ... 00:11:29:10 - 00:11:43:00 Gregor Demblin ist wahrscheinlich der einzige große Fehler, den man da machen kann. Und sobald man das mal tut, ist man eh schon mitten im Team und ist wahrscheinlich dann auch sehr schnell eine gute Führungskraft für Mitarbeiterinnen mit Behinderung. 00:11:43:02 - 00:11:48:08 Lukas Sukal Wie viele Menschen mit Behinderungen kennst du eigentlich, die bereits Führungspositionen ausüben? 00:11:48:10 - 00:12:18:23 Gregor Demblin Ich kenne einige, ich kenn viel zu wenige, sag ich auch gleich dazu. Ähm, ein großes Ziel, das ich ja auch noch gerne zumindest mal anstoßen würde, wäre eben auch deutlich mehr Menschen mit Behinderung in Aufsichtsratspositionen zu haben. Also wirklich an die Spitzen der Wirtschaft, in die Aufsichtsräte, wo Strategien entschieden werden, wo wir mittlerweile auch wissen, dass die Unternehmen am erfolgreichsten sind, die einfach die Diversität der Gesellschaft am besten abbilden. 00:12:19:00 - 00:12:52:22 Gregor Demblin Und da geht es eben nicht nur darum, dass in Aufsichtsräten gleich viele Menschen, gleich viel Frauen wie Männer vertreten sind, sondern eben zum Beispiel auch darum, dass auch Menschen mit Behinderung sich da wiederfinden. Also hier ist glaub ich noch sehr viel Aufholbedarf. Da gibt es aber sicher auch eine sie einen sehr großen Graubereich. Eben weil viele Betroffene entweder sich selbst nicht als Menschen mit Behinderung sehen, obwohl sie in die Definition reinfallen würden oder eben solange sie das verstecken können, das meistens tun werden. 00:12:52:24 - 00:13:18:14 Gregor Demblin Weil auch das sehen wir leider nach wie vor, dass Behinderung eher als Karrierehemmer wahrgenommen wird und nicht als etwas, das die Karrieren befördert. Also von daher wäre meine Antwort ganz wichtig halt auch Menschen mit Behinderung in Führungspositionen zu denken, ihnen die Chance zu geben, dorthin zu kommen und auch da von guten Erfahrungen zu profitieren, wie andere Unternehmen gemacht werden. 00:13:18:16 - 00:13:28:22 Gregor Demblin Und es gibt schon, auch wenn man international schaut, es gibt von großen Unternehmen auch in Österreich viele Vorstände, die mit Behinderung Unternehmen hervorragend managen. 00:13:28:24 - 00:13:48:20 Lukas Sukal Wenn wir unseren Blick auf alle Führungsebenen zu einem Unternehmen richten, können wir es schaffen. Können wir es schaffen, Menschen mit Behinderung so zu motivieren, dass Führungspositionen auch schwächt? Dass sie bereits schlechte Erfahrungen gemacht oder auch ihre eigene Behinderung nicht offenlegen, da sie möglicherweise Nachteile befürchten? 00:13:48:22 - 00:14:35:05 Gregor Demblin Ähm, ja, ich meine, ich glaube, dass in den Unternehmen, wo Menschen mit Behinderung als vollwertige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesehen werden, wo dann eben gerade junge Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen genauso unterstützt werden wie andere. Es geht im Endeffekt immer darum, dass Unternehmen Talente und die besten Talente fördern und entwickeln wollen in ihren Unternehmen. Also so, so, sobald diese Karrierewege von Anfang an für Menschen mit Behinderungen Chancen gleich geöffnet sind, ist das ja dann eher wahrscheinlich eine Frage der Zeit bis bis die dann im Laufe ihrer Karriere nach oben kommen. 00:14:35:07 - 00:14:59:08 Gregor Demblin Also ich glaube, dass da auch durch die Arbeit von myAbility schon viele wertvolle Keime gesetzt werden. Und der zweite Punkt, den hast du sehr richtig angesprochen. Natürlich auch wichtig, dass Menschen mit Behinderungen sich das selbst zutrauen. Und ich glaube auch dieses Selbstvertrauen ist etwas, was vor allem in der Arbeit nur erworben werden kann wird. Man sieht. Ich kann mir einen vollwertigen Job leisten. 00:14:59:08 - 00:15:27:14 Gregor Demblin Ich bin genauso gut. Meine Kolleginnen und Kollegen, Kolleginnen, ich kann auch genauso mitmachen in Fortbildungen, in Seminaren usw. und so fort. Also dieses Selbstvertrauen ist, glaube ich, etwas, das jetzt nicht spezifisch etwas mit Behinderung zu tun hat, sondern was sowieso alle Jungen. Mitarbeiter:innen betrifft, die gerade ihr Berufsleben beginnen, die gerade von einer Ausbildung kommen und ihre ersten Jobs machen. 00:15:27:14 - 00:15:35:11 Gregor Demblin Selbstvertrauen muss man sich überall erwerben und da sehe ich keinen großen Unterschied zwischen Menschen mit und Menschen ohne Behinderung. 00:15:35:13 - 00:15:44:17 Lukas Sukal Wie können denn Einzelpersonen in so einem Unternehmen auch, egal ob mit oder ohne Behinderungen, Veränderung bewirken? 00:15:44:19 - 00:16:10:03 Gregor Demblin Ja, ich glaube, da geht es immer darum, gute Ideen zu haben und und und und Gehör zu verschaffen. Und da gehört natürlich auch immer ein bisschen die Kombination von ja einerseits Talent, aber auch Glück dazu. Also gerade in großen Unternehmen ist das ja etwas wo, wo sowohl Unternehmensführungen laufend dran arbeiten, dass man eben erkennt, wo sind die Leute, die motiviert sind, die Ideen einbringen wollen? 00:16:10:03 - 00:16:45:03 Gregor Demblin Wie erkennen wir möglichst früh, wer hier großes Potenzial hat? Ähm, ich glaube eigentlich, dass mittlerweile die meisten Unternehmen sehr genau wissen, dass die wertvollste Ressource, die sie haben, ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind. Gerade in einer Zeit wie der, wo wir jetzt sind, wo Arbeitskräfte weniger werden durch den demografischen Wandel. Und von daher ist es, glaube ich, wichtig, sich in seinem Unternehmen wohlzufühlen, also dass die Unternehmenskultur passt und dass man eben dann dort sich auch dort einbringt, wo man sich einbringen kann. 00:16:45:05 - 00:17:06:12 Gregor Demblin Und ja, wie du schon gesagt hast, das ist, glaube ich, jetzt weniger ein Thema, das mit Behinderung zu tun hat, sondern einfach generell, dass die Unternehmen auch zunehmend gefordert sind, Talente so früh wie möglich zu erkennen und zu fördern und Entwicklungsmöglichkeiten hier auch den Mitarbeiter:innen zu geben. 00:17:06:14 - 00:17:21:10 Lukas Sukal Jetzt haben wir bereits einiges über myAbility und Career Moves gehört. Möchtest du uns auch etwas über Tech2People erzählen? Aus welcher Idee ist denn dein jüngstes Unternehmen entstanden und welche Aufgaben nehmt ihr war? 00:17:21:12 - 00:17:50:04 Gregor Demblin Ja, Tech zu People ist das andere Unternehmen, das ich gegründet habe und in dem ich momentan sehr aktiv arbeite. Da geht es um Technologie, die dabei helfen soll, die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung zu verbessern. In unserem Fall geht es konkret um robotische Geräte, zum Beispiel Exoskelette. Das ist für alle, die es nicht kennen, so eine Art robotischer Anzug. 00:17:50:04 - 00:18:29:01 Gregor Demblin Ein Anzug mit Motoren, wo man sich reinsetzen kann und wo Rollstuhlfahrer dann durch die Unterstützung der Motoren aufstellen können und wieder gehen können. Wir setzen das im Therapiebereich ganz stark ein. Also Tech2People hat ein Therapiezentrum aufgebaut in der Seestadt Aspern, mittlerweile eines der modernsten High Tech Therapiezentren in Europa, wo wir unterschiedlichste Technologien laufen haben. Also eben nicht nur Exoskelette zum Gehen, sondern eben auch Maschinen, wo man die Fingerfunktion trainieren kann, wo man greifen lernen kann und die Arme trainieren kann, ... 00:18:29:01 - 00:19:12:04 Gregor Demblin den Rumpf und natürlich auch die Beine. Also wir decken da das gesamte Bewegungsspektrum ab und unsere Patienten sind Patienten mit neurologischen Einschränkungen, also vor allem Schlaganfallpatienten, Querschnittslähmungen, Multiple Sklerose, Schädelhirntraumata. Das sind so die größten Gruppen und der Weg, den ich dort verfolge, hat auch wieder ganz viel mit meiner persönlichen Geschichte zu tun. Ich hab nach meinem Unfall nie die Hoffnung aufgegeben, irgendwann wieder gehen zu können und die Erwartung war eigentlich, dass das aus der medizinischen Forschung kommen wird. 00:19:12:06 - 00:19:44:02 Gregor Demblin Mir haben damals die Ärzte gesagt, sie sind jung, machen sich keine zu großen Sorgen. In spätestens 15 Jahren können wir das Rückenmark operativ heilen. Das ist ungefähr der Zeithorizont den die Ärzte. heute, 30 Jahre später, immer noch sagen. In spätestens 15 Jahren werden wir das schaffen. Und für mich war das so ein richtiger Paradigmenwechsel. Als ich das erste Exoskelett gesehen habe und völlig elektrisiert war, weil ich mir gedacht habe, jetzt kommt die Lösung nicht aus der medizinischen Forschung, sondern aus einer ganz anderen Ecke, aus der technologischen Weiterentwicklung. 00:19:44:02 - 00:20:10:06 Gregor Demblin Und nachdem wir gerade im Markt auch sehen, wie schnell die Entwicklung in Technologie Bereich geht, hat mich das Thema einfach von Anfang an komplett fasziniert. Ich hab dann selbst angefangen zu gehen in seinem Exoskelett und habe gesehen, wie sehr das mein Leben verändert, meine Gesundheit verbessert. Mein Gesundheitszustand hat sich massiv verbessert, je regelmäßiger ich das gemacht habe. Und daraus ist der Wunsch entstanden, eine Therapiezentrum aufzubauen. 00:20:10:08 - 00:20:42:13 Gregor Demblin Das, was wir heute in der Seestadt haben. Also ich bin selber auch einer der Patienten dort, der sehr intensiv die Therapien in Anspruch nimmt, mehrmals pro Woche und sehr profitiere davon. Und auch unsere anderen Patienten profitieren auch massiv. Und ich habe eigentlich nach wie vor die Überzeugung, dass diese Technologien in den unterschiedlichsten Bereichen, sagen wir in den nächsten zehn Jahren das Thema Behinderung auch ganz maßgeblich verändern werden. 00:20:42:15 - 00:21:11:18 Gregor Demblin Also nicht nur im Bereich Bewegung, sondern auch ja künstlich gezüchtete Linsen, wo seheingeschränkte oder blinde Menschen dann wieder ein Sehvermögen bekommen. Oder diese Implantate, wo gehörlose Menschen wieder hören können. Also ich glaube, dass technologische Möglichkeiten hier ganz viele Grenzen verschieben werden und wahrscheinlich viele Behinderungen mittelfristig oder langfristig einfach dadurch verschwinden werden, dass es Möglichkeiten gibt, sie zu kompensieren. 00:21:11:20 - 00:21:37:10 Gregor Demblin Und das genau diese Technologie, die Lösung für viele körperliche Einschränkungen sein wird. Auf der anderen Seite bin ich aber auch überzeugt, weil ich das dann auch gefragt werde, dass das Thema Behinderung sicher nicht verschwinden wird, sondern dass das einfach nicht nur verschieben wird und es dafür andere Einschränkungen gibt, die auf dem Vormarsch sind. Also es wird sich einfach ... 00:21:38:04 - 00:21:53:23 Gregor Demblin der Fokus ein bisschen verschieben. Aber die Notwendigkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu versuchen, für alle Menschen der beste Arbeitgeber und der beste Dienstleister zu sein, die wird sich nicht verändern. 00:21:54:00 - 00:22:11:02 Lukas Sukal Jetzt hast du selbst schon viele innovative Impulse gesetzt. Wo soll es denn hingehen? Wie viele Unternehmen wirst du noch gründen und was braucht es deiner Meinung nach noch? Was wäre dein Wunsch, dass es in 20 Jahren geben wird, was es heute noch nicht gibt? 00:22:11:04 - 00:22:56:17 Gregor Demblin Aus meiner persönlichen Sicht hoffe ich, dass ich keine Unternehmen mehr gründen werde, weil das immer auch unfassbar anstrengend ist und weil ich jetzt auch schon in einem Alter bin, wo ich merke, dass die Energieressourcen ja auch nicht unendlich sind, die persönlichen. Ich glaube, das, was mein Wunsch wäre und was ich mir auch von der Gesellschaft wünsche und was ich, glaube ich gerade in Europa im Moment extrem wichtig finde, ist, dass gerade junge Menschen mehr Entrepreneurship lernen, mehr lernen und auch sehen, dass man einfach, wenn man eine Idee hat, dass man das Allerwichtigste ist, den ersten Schritt zu machen, wird man von der Gesellschaft ermutigt wird, Dinge anzufangen, Dinge zu probieren. 00:22:56:19 - 00:23:23:11 Gregor Demblin Dass die Angst vor dem Scheitern nicht so groß ist, wie sie im Moment is. Ich sage das vor allem deshalb so vehement, weil ich das Gefühl habe, in Mitteleuropa ist ja besonders viel Vorsicht da, besonders viel Angst vor dem Scheitern. Es gibt andere, wenn ich ich auf der Welt unterwegs bin, in den USA, in Südamerika, in Israel. Da ist viel mehr Lockerheit im Umgang, da werden auch mehr Unternehmen gegründet. 00:23:23:13 - 00:23:57:05 Gregor Demblin Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass junge Menschen sehen, dass man einfach Dinge probieren kann, dass es wichtig ist, wenn man einen Traum verwirklichen kann, den ersten Schritt macht und dass der zweite und dritte Schritt dann eher automatisch folgen. Also ich glaube, es geht immer um diesen Startpunkt. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, weil es hier von Politik, von Gesellschaft die größtmögliche Unterstützung gibt, damit die Innovationen, für die Europa jahrhundertelang im Prinzip bekannt war, dass die weiterhin auch aus Europa kommen und nicht sich in andere Teile der Welt verschieben. 00:23:57:07 - 00:24:23:11 Gregor Demblin Und es gibt ja ein riesiges Potenzial. Und wenn meine Geschichte dafür ein kleines Vorbild auch sein kann, zu sehen, dass man auch unter schwierigen Bedingungen mit ein bisschen Glück und mit ein bisschen Wagemut erste Schritte setzen kann und daraus gute Geschichten entstehen können, dann wird mich das am allermeisten freuen. 00:24:23:13 - 00:24:26:12 Lukas Sukal Lieber Gregor, vielen Dank für deine Zeit. 00:24:26:14 - 00:24:27:16 Gregor Demblin Danke, dass ihr mich eingeladen habt.